avatarGeschichtsprojekt „Verschwundene Nachbarn“

Quelle: Katholische Theresienschule Weißensee

„Ich wusste nur von den Lebenden, nicht von denen, die nicht mehr sind“ – dieser Satz aus dem Film „Die Wohnung“ des jüdischen Regisseurs Arnon Goldfinger beschäftigt seit mehr als einem Jahr auch Schülerinnen und Schüler der Katholischen Theresienschule. In Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie und dem Centrum Judaicum erforschen sie die Spuren im Dritten Reich verschwundener und ermordeter Juden in Weißensee. „Verschwundene Nachbarn“ heißt dieses Projekt der Geschichte-AG, das als Ausstellung im „Themenjahr 2013“ der Katholischen Akademie geplant worden ist. Inzwischen aber hat die intensive Recherche in Telefon-und Adressbüchern, im Archiv des Centrum Judaicum, auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee, in den Landesarchiven Berlin und Potsdam und im Bundesarchiv die Teilnehmer so berührt, dass sie Nachfahren der Verstorbenen ermittelt und umfangreiche Biographien rekonstruiert haben.

Mindestens 16 Juden aus Weißensee erhielten bislang aufgrund der Arbeit der Schüler ein genaueres Profil, weitere Namen werden dokumentiert. „Wir präsentieren Dokumente aus den Archiven und möchten anknüpfend an die verschiedenen Lebenswege, von denen wir einen Abschnitt oder das Ende dokumentieren können, auch frühere jüdische Einrichtungen in Weißensee vorstellen, erläutert Kursleiterin Mechthild Zech-Bußkamp die Ausstellungskonzeption. Anlässlich des Holocaust-Gedenktages diskutierten die Schüler der Theresienschule  jetzt ihre Ergebnisse und Erfahrungen im Verlauf der Recherche im Anschluss an den Film „Die Wohnung“ mit Dr. Hermann Simon, dem Leiter des Centrum Judaicum, und Zeitzeugen auf Einladung der Katholischen Akademie in der Aula der Theresienschule.

Der Film „Die Wohnung“, der gegenwärtig in diversen Berliner Kinos läuft, stellt  wie auch die Schüler der Arbeitsgemeinschaft, die Frage, welche Erinnerungen an den Holocaust heute in der dritten und vierten Generation noch gegenwärtig sind und sichtbar gemacht werden können.  Im Mittelpunkt der Veranstaltung mit Hermann Simon stand daher auch die im Film aufgeworfene Frage, welches Verhältnis betroffene jüdische Familien und die Nachfahren der Täter-Generation heute zueinander finden können.

„Es gibt Probleme, die sich nicht lösen lassen“, fasste Dr. Simon schließlich die Bemühungen der Jugendlichen zusammen, dem Schicksal der früheren jüdischen Nachbarn mit ihrer Recherche gerecht zu werden.

Die Ausstellung „Verschwundene Nachbarn – Juden in Weißensee“ wird am 17. März 2013 um 15 Uhr in der Katholischen Akademie eröffnet. Als Gesprächspartner steht unter anderem Bundestagsvizepräsident Dr. Wolfgang Thierse zur Verfügung. Weitere Informationen unter: www.theresienschule.de ; www.katholische-akademie-berlin.de.

Text: Mechthild-Zech-Bußkamp, Susanne Wessels

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